Die Frage ob ein Tier kastriert werden sollte oder nicht, darf man sich nie leicht machen.
Neben dem üblichen OP- und Narkoserisiko bedeutet die Kastration einen wesentlichen Eingriff in den Hormonhaushalt eines Tieres. Die Kastration hat damit Auswirkungen auf Verhalten und Gesundheit eines Tieres.
Tierschutzgesetz
Der Paragraf 1 des Tierschutzgesetzes sagt hierzu: „Niemand darf einem Tier ohne vernünftigen Grund Schmerzen, Leiden oder Schäden zuführen“ und im Paragrafen 6 heisst es: „Verboten ist das vollständige oder teilweise Amputieren von Körperteilen oder das vollständige oder teilweise Entnehmen oder Zerstören von Organen oder Geweben eines Wirbeltieres.
Dieses Verbot gilt nicht, wenn der Eingriff im Einzelfall u. a. nach tierärztlicher Indikation geboten ist, zur Verhinderung der unkontrollierten Fortpflanzung oder zur weiteren Nutzung oder Haltung des Tieres eine Unfruchtbarmachung notwendig ist.“
Kaninchen & Meerschweinchen
Bei kleinen Heimtieren wie Meerschweinchen oder Kaninchen ist die Entscheidung daher recht einfach. Für die Gruppenhaltung ist eine Kastration unerlässlich, um den Tieren ein artgerechtes Leben zu ermöglichen.
Katzen
Auch bei Katzen wird uns die Entscheidung leicht gemacht. Kater sollten kastriert werden, bevor sie beginnen in der Wohnung ihr Revier zu markieren und dürfen zumindest in NRW nur als Freigänger gehalten werden, wenn sie kastriert sind.
Kätzinnen werden sogar krank wenn sie ständig rollig werden und keine Babys austragen dürfen. Dementsprechend ist für beide Geschlechter die Kastration sinnvoll.
Hunde
Bei Hunden ist die Entscheidung schon deutlich schwieriger und sollte immer individuell getroffen werden. Denn unsere Hunde streunen nicht frei durch die Gegend und haben eher selten die Möglichkeit sich unkontrolliert fortzupflanzen.
Viele Kastrationen werden aufgrund von Verhaltensauffälligkeiten vorgenommen. Tatsächlich hat sich in Studien aber inzwischen herausgestellt das dies in vielen Fällen wenig zielführend ist.
Eine Rüdenkastration aufgrund von Aggressivität führt nur dann zu einer Verbesserung wenn diese Aggression einen Ursprung hat, der auf Sexualhormone zurückzuführen ist. Daher empfiehlt es ich vorher genau hinzuschauen und ggf. einen Probelauf mit dem Kastrationschip zu machen.
Bei der Hündin steht im Vordergrund häufig das vermeintliche „Leiden“ während des Zyklus und die Unannehmlichkeiten einer Läufigkeit. Dabei neigen wir Menschen schnell dazu die Hündin zu vermenschlichen und die Auswirkungen ihren normalen Zyklus, wie Anhänglichkeit, Appetitlosigkeit, Nestbautrieb etc. als Leiden zu betrachten.
Dabei ist es in den meisten Fällen ein völlig normales Verhalten während der Läufigkeit, der Scheinträchtigkeit und der Scheinmutterschaft.
Viele Verhaltensprobleme lassen sich durch Training und Erziehung tatsächlich besser in den Griff bekommen als durch einen chirurgischen Eingriff.
Bei einer Kastration werden die Gonaden, also die Hoden bzw. die Eierstöcke entfernt (bei der Hündin häufig direkt auch die Gebärmutter). Nun produzieren diese Organe für den Körper wichtige Hormone, die Einfluss haben auf das Wachstum, die allgemeine Gesundheit und auch das Verhalten.
Nachteile der Kastration
Insbesondere früh kastrierte Hunde bekommen häufig eher Erkrankungen des Bewegungsapparates, weil sich die Wachstumsfugen nicht richtig schließen können. Zudem zeigen sie lt. Studien häufiger aggressive Verhaltensauffälligkeiten und eine Einschränkung der kognitiven Fähigkeiten, also eine Einbuße ihrer Intelligenz.
Ängstliche Hunde, wie wir sie häufig aus dem Tierschutz kennen, zeigen vermehrte Ängstlichkeit und weniger Selbstbewusstsein, durch den Wegfall der Geschlechtshormone.
Außerdem wird bei kastrierten Hunden häufiger eine Schilddrüsenunterfunktion diagnostiziert.
In Studien erhärtete sich außerdem der Verdacht das kastrierte Hunde häufiger krank werden und ein allgemein geschwächteres Immunsystem besitzen.
Bei älteren Hunden ergibt sich leider das Problem der früher einsetzende Demenz, da die Geschlechtshormone auch mit für die Gehirnleistung zuständig sind, sowie einen deutlichen Muskelabbau durch das fehlende Testosteron.
Fazit
Bei einigen Haustierarten ist die Kastration sinnvoll und durchaus notwendig. Bei anderen, wie unseren Hunden, sollte eine individuelle Risiko-Nutzen-Abwägung stattfinden und die beste Entscheidung treffen zu können.
Gerne unterstütze ich Euch bei der Entscheidungsfindung in einem persönlichen Gespräch.
⇒ vereinbare hier Deinen Termin!
